CONTACT SPRECHSTUNDE
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Jahresbericht 2017 CONTACT Stiftung für Suchthilfe
Jahresbericht 2017 CONTACT Stiftung für Suchthilfe
Was sagen Stiftungspräsident Reto Müller über die neuen Stiftungsgremien und Geschäftsleiterin Rahel Gall Azmat über den Erfolg der Schadensminderung? Was meinen Gäste und Klienten zum neuen Arbeitsangebot CONTACT take a way? Welche erfreulichen Zahlen kann CONTACT präsentieren? Erfahren Sie es im CONTACT Jahresbericht 2017.
Reto Müller
Präsident von CONTACT seit Ende 2017
„Manchmal braucht es im Leben bloss einmal eine falsche Entscheidung.“
Liebe Leserinnen und Leser
Sie sehen in diesem Jahresbericht ein neues Gesicht: Seit Ende 2017 präsidiere ich CONTACT Stiftung für Suchthilfe. An dieser Stelle seitens aller Stiftungsgremien, aber auch seitens der Geschäftsleitung und der Mitarbeitenden ein herzliches Dankeschön an Therese Frösch.
Meine Vorgängerin hat sich während fast zehn Jahren mit Herzblut als Präsidentin für die Stiftung engagiert und diese in den letzten Jahren durch einen Changeprozess geführt. CONTACT hat sich in dieser Zeit als Kompetenzzentrum für Schadensminderung im Kanton Bern neu positioniert. Ich habe bei meinem Antritt eine gut funktionierende Organisation übernommen, die mit einem stark verkleinerten Stiftungsrat nun auch sehr effizient geleitet werden kann.
Ein schlanker Stiftungsrat ersetzt den bisherigen Stiftungsausschuss
Ein Blick zurück: 2011 wurde ich als Vertreter der Region Oberaargau-Emmental in den Stiftungsausschuss gewählt. 2014 übertrug man mir das Vizepräsidium der Stiftung CONTACT. Obwohl ich überzeugter Oberaargauer bin, ist es zielführend, dass die regionalen Fördervereine nun nicht mehr im bisher über dreissigköpfigen Stiftungsrat vertreten sind: Die 2016 beschlossene neue Organisationsstruktur von CONTACT ist nun auch auf strategischer Ebene vollzogen worden. Anstelle des bisherigen Stiftungsausschusses trifft sich der verschlankte Stiftungsrat.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen Andreas Diggelmann (Burgdorf), Ursula Erni-Reusser (Spiez), Daniel Kancz (Bern), Matthias Ramsauer (Bern), Gaby Reber (Bern), Ueli Spring (Lyss) sowie Romy Bodmer (Bern) als Vertreterin des Personals. Und ich danke sehr herzlich allen ausscheidenden Stiftungsratsmitgliedern für ihr teilweise langjähriges Wirken für die Suchthilfestiftung CONTACT.
Am Anfang meines Engagements stand die persönliche Betroffenheit
Mit Antritt des Präsidiums wurde ich verschiedentlich von Medienschaffenden gefragt, warum ich mich für die Suchthilfestiftung CONTACT engagiere. Die Antwort ist einfach: Manchmal braucht es im Leben bloss einmal eine falsche Entscheidung. Ein Fehlentscheid kann uns allen passieren. Auch mir. Und dann wäre ich jetzt nicht Stadtpräsident von Langenthal und Grossrat, sondern in der gleichen Situation wie die Klientinnen und Klienten von CONTACT.
Im vergangenen Jahr waren es 25 Jahre, seit der Kocherpark geräumt wurde. Der Berner Kocherpark war Heimat der zweitgrössten Drogenszene Europas und Schauplatz einer menschlichen Tragödie. „Die Verhältnisse im Park waren erbärmlich – medizinisch, hygienisch und sozial. Fast täglich mussten Süchtige reanimiert werden. In manchen Wochen waren es so viele wie in der stark unter den Folgen der Drogen leidenden Grossstadt Rotterdam in einem Jahr, wie holländische Suchtexperten bei einer Visite in Bern erstaunt feststellten.“ Dies konnte man am 1. April 2017 – 25 Jahre nach der Schliessung – in der Tageszeitung „Der Bund“ lesen.
Die CONTACT-Angebote nützen den Betroffenen und der Öffentlichkeit
Seither hat sich für die Drogensüchtigen viel verändert. Ein gutes Netz mit vielen unterschiedlichen Suchthilfeangeboten wurde aufgebaut. Diese Entwicklung an vorderster Front vorangetrieben hat im Kanton Bern massgeblich die Stiftung CONTACT respektive ihre Vorgängerorganisationen und Partner.
Heute werden fünf bewährte schadensmindernde Angebote betrieben: CONTACT Anlaufstelle (Kontakt- und Anlaufstellen und Spritzenumtausch), CONTACT Arbeit (Betreute Arbeitsplätze), CONTACT Mobil (Aufsuchende Suchtarbeit und Drogeninfo bzw. Drug Checking), CONTACT Suchtbehandlung (Substitution) und CONTACT Wohnen (Begleitetes und Teilbetreutes Wohnen).
Davon können zum einen Menschen mit einer Abhängigkeit profitieren, zum anderen profitiert aber auch die Öffentlichkeit. Die Entlastung des öffentlichen Raums hat einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert, und positive Synergien in der Suchthilfe entlasten die öffentlichen Finanzen.
CONTACT take a way: ein neues bedarfsorientiertes Angebot
CONTACT ist seit fast 45 Jahren in der Suchthilfe tätig – die Gründung der Stiftung für Suchthilfe geht auf das Jahr 1973 zurück. Nicht nur die Suchtpolitik, auch die Hilfe wurde bedarfsorientiert und pragmatisch weiterentwickelt. Die neueste Innovation von CONTACT ist die Schaffung von CONTACT take a way, einem Arbeitsangebot zur Reintegration junger Arbeitnehmender in den ersten Arbeitsmarkt. Weiter unten in diesem Beitrag erfahren Sie mehr darüber.
Ein Dankeschön an alle!
Den bisherigen Gremienmitgliedern, dem teilweise neu besetzten Stiftungsrat, der Geschäftsleitung und allen Mitarbeitenden von CONTACT danke ich im Namen der Stiftung für ihren engagierten Einsatz im Jahr 2017. Unser Dank geht auch an unsere Partnerinstitutionen sowie an die Gemeinden, die Kantonsverwaltung und an unsere Kundinnen und Kunden sowie Auftraggeber und Auftraggeberinnen. Wir wollen Sie auch in Zukunft mit unseren Leistungen überzeugen.
Rahel Gall Azmat
Geschäftsleiterin von CONTACT seit Herbst 2016
„In der Drogenszene sind erneut Fehlentwicklungen möglich.“
„DER BUND“-INTERVIEW MIT RAHEL GALL AZMAT
Was hat sich seit der Schliessung des Kocherparks verändert? Sehr vieles, sagt Rahel Gall Azmat, von CONTACT Stiftung für Suchthilfe.
Frau Gall Azmat, vor 25 Jahren wurde der Kocherpark geräumt. Was hat sich seither für die Drogensüchtigen geändert?
Ein gutes Netz mit vielen unterschiedlichen Suchthilfeangeboten wurde aufgebaut. Davon können zum einen die Süchtigen profitieren, zum anderen profitiert aber auch die Öffentlichkeit.
Wie genau wird den Süchtigen geholfen?
Die Schweizer Drogenpolitik basiert auf dem Viersäulenmodell Repression, Therapie, Schadensminderung und Prävention. Dadurch gibt es die Möglichkeit, auf die unterschiedlichen Lebenssituationen und Bedürfnisse der abhängigen Personen einzugehen. Wir von CONTACT arbeiten in der Schadensminderung. Das heisst, wir arbeiten mit jenen Menschen, denen es trotz vielen Versuchen nicht gelingt, von der Abhängigkeit wegzukommen. Wir ermöglichen ihnen, ein einigermassen menschenwürdiges Leben zu leben.
Die Drogenszene ist in Bern nicht mehr sichtbar. Kritiker sagen, dies gehe zulasten der Süchtigen. Etwa wenn diese weggewiesen würden. Was sagen Sie dazu?
Bei der Frage, wie viele randständige Menschen es im öffentlichen Raum verträgt, gehen die Meinungen auseinander.
Was finden Sie?
Randständige haben wie alle anderen das Recht, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Es gibt aber Situationen, die als störend empfunden werden. Etwa wenn die Gruppen zu laut sind oder Spritzen herumliegen. Das Ziel ist, ein gutes Gleichgewicht zu finden.
Das Viersäulenmodell wurde Anfang der 90er-Jahre vor dem Hintergrund der offenen Drogenszene geschaffen. Ist die Suchtpolitik inzwischen veraltet?
Nein, denn sie hat sich stetig weiterentwickelt. Anfang der 90er-Jahre verstand man unter Schadensminderung vor allem Überlebenshilfe – etwa durch Spritzenabgabe und saubere Konsumräume. Heute ist man viel weiter. Die Angebote können die negativen Folgen und Risiken des Konsums reduzieren. Auch die damals konfliktbeladene Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniert heute gut.
Welche Verbesserungen sind möglich?
Man muss Sorge tragen zum aktuellen Angebot. Sonst sind erneute Fehlentwicklungen in der Drogenszene möglich. Auch gilt es, die Trends bei den Drogen und den Konsumformen nicht zu verpassen.
Das Interview führte Basil Weingartner. Es wurde am 1. April 2017 in der Tageszeitung «Der Bund» respektive in der Onlineausgabe veröffentlicht:
Wir bedanken uns beim Autor herzlich für die Erlaubnis zum Abdruck und zur leichten Kürzung des Beitrags.
CONTACT take a way steht für Genuss und Integration
DAS ETWAS ANDERE TAKE-AWAY
Nach monatelangem Umbau war es am 23. Oktober 2017 so weit: Punkt 9 Uhr öffnete CONTACT take a way erstmals die Türe. Schon im Verlauf des Vormittags entdeckten Quartierbewohnerinnen und -bewohner sowie Leute, die im Berner Monbijou arbeiten, das neue Lokal im Erdgeschoss der Monbijoustrasse 70 in Bern. Gegen Mittag standen bereits viele neugierige und hungrige Menschen vor der Theke, um eine leckere Mittagsverpflegung auszuwählen. Seither erfreut sich das etwas andere Take-away steigender Beliebtheit – und schafft damit Integrationsarbeitsplätze für junge Erwachsene.
Lesen Sie den Beitrag:
CONTACT 2017 in Zahlen
Erfolgsrechnung 2017
- Umsatz (inkl. Gemeinkosten): 20’493’755 CHF
- Eigenerwirtschafteter Ertrag: 11’568’683 CHF
- Beitrag GEF (gemäss Leistungsvertrag mit dem Kanton Bern): 8’920’331 CHF
- Unterdeckung (wird aus CONTACT-Reserven finanziert): 4’741 CHF
Mitarbeitende 2017
177 Mitarbeitende per 31.12.2017 (inkl. Aushilfen, Putzpersonal, Praktikanten/Praktikantinnen).
Dies entspricht 108,9 Vollzeitstellen.
CONTACT Erfolgsrechung 2017 (PDF)
CONTACT im Überblick 2017 (PDF)
Umsatz 2017
(inkl. Gemeinkosten) pro Angebot in %
- CONTACT Anlaufstelle: 24 %
- CONTACT Arbeit: 37 %
- CONTACT Mobil: 6 %
- CONTACT Suchtbehandlung: 19 %
- CONTACT Wohnen: 14 %
Deckungsgrad pro Angebot % 2017
Die %-Angaben verstehen sich ohne die im Jahr 2017 resultierende Unterdeckung.
CONTACT Anlaufstelle
Eigenerwirtschafteter Ertrag : 3,63 %
Beitrag GEF*: 96,37 %
CONTACT Arbeit
Eigenerwirtschafteter Ertrag: 50,08 %
Beitrag GEF*: 49,92 %
CONTACT Mobil
Eigenerwirtschafteter Ertrag: 20,60 %
Beitrag GEF*: 79,40 %
CONTACT Suchtbehandlung
Eigenerwirtschafteter Ertrag: 100 %
Beitrag GEF*: 0 %
CONTACT Wohnen
Eigenerwirtschafteter Ertrag: 91,90 %
Beitrag GEF*: 8,10 %
*gemäss Leistungsvertrag mit dem Kanton Bern
Reto Müller, Präsident CONTACT, und
Rahel Gall Azmat, Geschäftsleiterin CONTACT
CONTACT Gremien und Leitung 2017
Stiftungsrat 2017
Therese Frösch, Präsidentin / Reto Müller, Vizepräsident / Martin Albrecht / Romy Bodmer / Andreas Diggelmann / Sabrina Dürrmüller / Andrea Erni Hänni / Ursula Erni-Reusser / Beat Feurer / Fritz Freuler / Natalie Imboden / Peter Lerch / Heinz Lüthi / Ursula Marti / Regula Müller / Gaby Reber / Max Sager / Johanna M. Schlegel-Probst (bis 29.11.2017) / Christoph Spring / Ueli Spring / Silvia Steidle / Thomas Villiger (bis 28.2.2017)
Stiftungsausschuss 2017
Therese Frösch, Präsidentin / Reto Müller, Vizepräsident / Romy Bodmer / Andreas Diggelmann
Ursula Erni-Reusser / Gaby Reber / Ueli Spring
Leitung 2017
Rahel Gall Azmat, Geschäftsleiterin
Roberto Carnibella, Leiter Bereich I (CONTACT Anlaufstelle und CONTACT Suchtbehandlung)
Marianne Isenschmid, Leiterin Bereich II (CONTACT Arbeit, CONTACT Mobil, CONTACT Wohnen)
Carl Müller, Leiter Dienste und stv. Geschäftsleiter